Stellt euch euren Traumstrand vor: Weißer, feiner Sandstrand, türkisfarbenes, klares Wasser und ein paar Palmen…. Und wie sieht es mit alten Fangnetzen, Plastikflaschen und -tüten oder anderen Kunststoff-Abfällen aus? Bestimmt fehlt der Plastikmüll an eurem Traumstrand, aber die Realität sieht mittlerweile leider anders aus: vermüllt. Sogar wenn der Strand auf den ersten Blick sauber wirkt, besteht der Sandstrand aus kleinsten Plastikmüllresten. Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass sich zwischen den Sandkörnern bis zu 10 Prozent kleine Plastikteilchen befinden. Dieses Mikroplastik ist vom echten Sand kaum zu unterscheiden.
Mikroplastik
Kleine Plastikteilchen, die uns alle betreffen.
Strand = Sandkörner und mehr…
Was ist Plastik?
Plastik wird aus Erdöl hergestellt und wird auch „Kunststoff“ genannt. Den Kunststoffen werden eine Reihe chemischer Zusatzstoffe (z. B. Weichmacher, Stabilisatoren oder Farbmittel) beigemengt, um die Eigenschaften des Materials zu beeinflussen). So gibt es viele verschiedene Arten von Plastik, das zur Herstellung von Produkten verwendet wird. Denn Plastik ist günstig herzustellen, leicht formbar und deshalb ein idealer Werkstoff für die Massenfertigung.
Wie entsteht Mikroplastik?
Mikroplastik entsteht auf zwei verschiedenen Arten. Sogenanntes "Primäres Mikroplastik" wird direkt durch die Industrie hergestellt. Das Granulat – auch Pellets genannt – wird für die Herstellung von Plastikprodukten verwendet. Es kommt aber auch in kleinerer Form als billiger Füllstoff oder für Reinigungseffekte in Duschgels, Peelings, Shampoos oder Zahnpasta sowie Reinigungsmitteln vor.
"Sekundäres Mikroplastik" entsteht, wenn sich große Plastikteile immer mehr zersetzen. Das geschieht zum Beispiel, wenn Plastikmüll in die Umwelt gelangt und dort durch Sonne, Reibung und Wettereinflüsse immer mehr zerfällt. Auch Kunststofffasern, die sich beim Waschen aus Textilien lösen, oder Reifenabrieb beim Autofahren gelten als sekundäres Mikroplastik.
Wie klein ist Mikroplastik?
Plastik wird in seiner Größe wie folgt unterschieden:
- Makroplastik: größer 25 Millimeter
- Mesoplastik: 5 bis 25 Millimeter
- Große Mikroplastikpartikel: 1 bis 5 Millimeter
- Kleine Mikroplastikpartikel: 20 Mikrometer bis 1 Millimeter
Ein Millimeter (mm) entspricht 1.000 Mikrometern (μm). Während also größere Mikroplastikteilchen noch gut mit bloßem Auge erkennbar sind (z.B. Größe eines Reiskorns), werden noch kleinere Partikel mit einer Größe von unter einem Millimeter erst unter dem Mikroskop sichtbar.
Warum stellt Plastik in der Umwelt
ein Problem dar?
Das Problem von Plastik ist, dass es nicht einfach wieder verschwindet. Es bleibt für immer in der Umwelt und deren Kreisläufen. Während natürliche Materialien wie Baumwolle oder Papier nach wenigen Monaten verrotten, zersetzen sich Produkte aus Kunststoff über viele Jahre hinweg lediglich zu kleinsten Plastikteilchen. Vollständig abgebaut werden sie nie. Bis zu 450 Jahre können vergehen, bis zum Beispiel eine Plastikflasche zu winzigen Plastikpartikeln zerfallen ist. Die Menge an Mikroplastik in der Umwelt nimmt immer mehr zu. Die Folgen für den Mensch sind noch nicht absehbar.
Jedes Jahr landen etwa 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Meeren
Ufer und Gewässer sind keine Müllkippe
Plastikmüll stellt nicht nur ein optisches Problem dar, er ist auch schlecht für die Umwelt. Zur Umweltbelastung tragen am meisten Plastikpartikel bei, die aus falsch entsorgten Kunststoffabfällen entstehen. Diese landen durch Menschenhand entweder direkt in Flüssen, Seen und Meeren oder werden durch Wind und Regen vom Land in die Gewässer getragen. Experten gehen davon aus, dass weltweit bis zu 80 Prozent des Plastikmülls über Flüsse aus dem Binnenland in die Meere gelangen* – jährlich acht Millionen Tonnen! Das entspricht in etwa der jährlichen Abfallmenge von 10 Millionen Einwohnern Deutschlands.
* Quelle: UBA
Plastikmüll in der Havel bei Berlin-Spandau
Globale und lokale Auswirkungen auf die Umwelt
In den Weltmeeren gefährdet Plastikmüll bereits seit Jahrzehnten Wasserlebewesen und Seevögel. Robben, Schildkröten, Fische und Wale verfangen sich in großen Plastikteilen, fressen sie und verenden letztlich daran. Mikroplastikteilchen können innerhalb der Nahrungskette weitergegeben und somit auch vom Menschen aufgenommen werden, wenn der Fisch wieder auf unseren Tellern landet.
Plastik ist aber nicht nur ein Problem der großen Meere und Ozeane. Kleine und große Plastikteilchen belasten auch unsere heimischen Gewässer. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erforscht am Berliner Müggelsee, was passiert, wenn Wasserflöhe Mikroplastik fressen. Da Wasserflöhe Algen und Bakterien fressen, sind sie sehr wichtig für das Gleichgewicht der Gewässer. Plastikteilchen machen die kleinen Wassertierchen lahm und träge. Die Tiere fressen nicht mehr, verenden und die Algen können ungehindert wachsen. Zudem sind Wasserflöhe wiederum wichtige Nahrung für andere Kleinstlebewesen und Fische. Sterben Wasserflöhe, so hat das auch negative Auswirkungen auf Flora und Fauna. Ein komplexes Ökosystem gerät ins Wanken.
Wasserfloh, Foto: Hajime Watanabe
Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll
Geht mit Rucksack oder Stoffbeutel einkaufen, anstatt Lebensmittel in einer Plastiktüte zu transportieren!
Greift zur guten alten Glasflasche oder bereitet euch eure Getränke mit Leitungswasser selbst zu. Füllt euch Trinkflaschen für unterwegs auf. Verzichtet auf Einwegflaschen aus Plastik!
Bringt den Becher für euren Coffee-to-go selber mit! Meidet Plastikverpackungen im Supermarkt! Verzichtet auf abgepackte Fertigsalate & Co., kauft Obst und Gemüse im Laden lieber unverpackt oder auf dem Markt.
Das Sportshirt passt noch und sieht eigentlich auch noch ganz gut aus. Super, dann muss nicht unbedingt ein neues her!
Verzichtet auf Kosmetik, die Mikroplastik enthält! Eine Möglichkeit, diese zu erkennen: Die CodeCheck-App zeigt es euch und schlägt mikroplastikfreie Alternativen vor.
Kauft Kernseife oder wenigstens Flüssigseife und Duschgel in Nachfüllbeuteln! Die bestehen zwar auch aus Plastik, sind aber trotzdem umweltfreundlicher als Verpackungen aus Hartplastik.
Checkt, ob euer Waschmittel Mikroplastik enthält! Die CodeCheck-App verrät es euch und schlägt mikroplastikfreie Alternativen vor.
Verwendet Brotboxen oder Bienenwachsfolie statt Nahrungsmittel in Frischhaltefolie zu verpacken!
Macht euch im Internet schlau! Sicher haben auch andere wertvolle Tipps zur Vermeidung von Kunststoffen im Alltag ins Netz gestellt.
Film-Tipps
Was kannst du gegen Plastik tun?
Wie du beim Einkaufen auf Plastik verzichten kannst und welche Produkte du nicht kaufen solltest, weil sie Mikroplastik enthalten, erfährst du hier in diesen Publikationen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND).