Wasser in Religion und Bräuchen
Wasser spielt in allen Religionen eine wichtige Rolle. Auch viele Glaubensgeschichten über die Entstehung der Welt beschäftigen sich mit dem Wasser. Für viele Menschen ist Wasser etwas Göttliches. In einigen Ländern werden auch Wasserfeste gefeiert.
Christentum
Im Christentum ist die Taufe mit Wasser ein Symbol für die besondere Gemeinschaft des Getauften mit Jesus Christus. Sie hat ihren Ursprung in der Taufe Jesu durch Johannes im Fluss Jordan. Früher wurde dem Täufling nicht nur etwas Wasser über den Kopf gegossen, sondern er wurde gänzlich untergetaucht.
Islam
Für den Propheten Mohammed war Wasser besonders wichtig. Er sagte, jeder Mensch sollte drei Dinge haben: Wasser, Feuer und Weideland. Bevor man eine Moschee betreten darf, sollte man sauber gekleidet sein. Außerdem müssen sich alle Besucher die Füße und die Hände waschen.
Im Hof der großen Moschee in Mekka in Saudi-Arabien steht ein Brunnen, dessen Wasser heilende Wirkung nachgesagt wird. Die Pilger trinken das Wasser als Wallfahrtsritual und nehmen kleine Mengen mit nach Hause.
Judentum
Im Judentum gehören rituelle Handwaschungen und Bäder zur Religionspraxis. Nach bestimmten Ereignissen oder vor großen Festen gibt es genau vorgeschriebene Reinigungsrituale. Auch hier geht es vorrangig darum, sich mit dem Wasser von schlechten oder schmutziges Dingen zu reinigen.
Im Mittelalter musste für das Tauchbad namens "Mikwe" Wasser direkt aus Quellen oder dem Grundwasser verwendet werden. Die meisten Tauchbäder befanden sich unterhalb von Häusern in tiefen Kellern, um einen direkten Zugang zum Grundwasser oder zu einer Quelle zu haben.
Hinduismus
Der Ganges ist der heiligste Fluss der Hindus. Er ist nach der Göttin Ganga – auch Mutter Ganga – benannt. Ganga gilt Hindus nicht nur als heilig, sondern ist die lebendige Wasserform der Göttin – der Fluss selbst. Mehr als alles andere verkörpert der Ganges die Reinheit. Den Gläubigen dient das Flusswasser in vielen Riten deshalb zur materiellen und spirituellen Reinigung. Mindestens einmal im Leben möchten viele Gläubige in die heiligen Fluten des Ganges tauchen oder die Asche ihrer Verstorbenen in den Ganges schütten.
Wasserfeste auf der Welt
Songkran
So werden heilige Buddha-Statuen gebadet, Wohnungen und Häuser geputzt und junge Menschen gießen kleine Mengen von duftendem Wasser über die Hände älterer Menschen.
Neben diesen Ritualen entwickelte sich im Laufe der Zeit auch noch eine Wasserschlacht: Auf den Straßen überschütten sich Menschen gegenseitig mit Eimern voller Wasser und bespritzen sich mit Wasserpistolen.
Vardavar
Mit Wasser bespritzen und danach Glück und Gesundheit wünschen, so funktioniert Vardavar, ein volkstümliches und auch kirchliches Fest in Armenien.
Armenien ist ein östliches Nachbarland der Türkei. Die rund 3 Millionen Einwohner (zum Vergleich: Berlin hat 3,7 Millionen Einwohner!) freuen sich auf das fröhliche Wasserfest, das genau 14 Wochen nach Ostersonntag stattfindet.
Das Bespritzen mit Wasser ist eine über tausend Jahre alte armenische Tradition: Es soll die Seele reinigen. Zu den Feierlichkeiten gehört auch, dass man Tauben auffliegen lässt und Rosenblüten pflückt.
Thingyan
Mit dem Wasserfest Thingyan wird in dem asiatischen Land Myanmar (auch Birma oder Burma genannt) der Beginn des neuen Jahres am 17. April gefeiert. Auch schon die Tage davor wird mit viel Wasser, Musik und Umzügen ausgelassen gefeiert.
Besonders bei Jugendlichen ist der wichtigste Feiertag des Landes sehr beliebt.
Obwohl Thingyan heute eher einer großen Wasserparty gleicht, hat das Wasserfest einen religiösen Hintergrund: Das Wasser soll die Sünden des Vorjahres wegspülen, Mönche werden geehrt und Klöster und Tempel gereinigt.