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Die Gezeiten

Die Gezeiten, auch Tiden genannt, sind das Zusammenspiel von Ebbe und Flut, das man am Meer beobachten kann. Flut ist dabei der Zeitraum des ansteigenden, also auflaufenden Wassers, Ebbe der Zeitraum des sinkenden, also ablaufenden Wassers.

Entstehung der Gezeiten

Gezeitenwirkung durch Flieh- und Schwerkraft

Gezeitenwirkung durch Flieh- und Schwerkraft


Um die Entstehung der Gezeiten auf unserer Erde verstehen zu können, muss man zunächst einen Blick auf die Himmelskörper werfen. Denn die Gezeiten werden von Erde, Mond und der Sonne bestimmt.
Dabei spielen zwei physikalische Kräfte eine wesentliche Rolle: Die Anziehungskraft, auch Gravitationskraft genannt, und die Fliehkraft.

Aber schön der Reihe nach:

  • Durch die Anziehungskraft der Erde werden nicht nur wir Menschen auf dem Boden gehalten, auch der Mond wird von der Erde angezogen. Der Mond wiederum hat eine eigene Anziehungskraft, allerdings nicht so stark wie die der Erde. Denn er ist deutlich kleiner, und die Anziehungskraft eines Körpers wächst mit seiner Masse. Und: Tatsächlich dreht sich nicht nur der Mond um die Erde, sondern Mond und Erde drehen sich um ihren gemeinsamen Masseschwerpunkt.
  • Das Wasser der Weltmeere wird von der Kraft des Mondes angezogen. Auf der mondzugewandten Seite der Erde entsteht daher ein so genannter Flutberg, also eine Stelle, an der die Flut am höchsten ist. Da sich die Erde einmal am Tag um sich selbst dreht, wandert dieser Flutberg. So kommt es am gleichen Ort der Erde täglich zum Wechsel von Ebbe und Flut. Jetzt wird es interessant: Denn wie man am Meer gut beobachten kann, wechseln Ebbe und Flut zwei Mal am Tag, also ca. alle 12 Stunden. Wie kommt das?
  • Auf der anderen, mondabgewandten Seite der Erde gibt es noch einen zweiten Flutberg, der durch die Fliehkraft der Erde entsteht: Die Erdrotation, also die Drehung der Erde um ihre eigene Achse, führt dazu, dass alles um diese Achse herum quasi nach außen geschleudert wird – ähnlich wie bei einem Kettenkarussell. Diese nach außen wirkende Kraft nennt man Fliehkraft. Sie bewirkt den etwas größeren Flutberg auf der mondabgewandten Erdseite.
    Beachte dabei: Die Anziehungskraft des Mondes wirkt auch noch auf der mondabgewandten Erdseite, es müsste dort also Ebbe sein –die Fliehkraft der Erde ist hier aber stärker.

Die Springtide

Surfer am Meer freuen sich meistens sehr darüber, wenn Neu- oder Vollmond ist. Denn dann sind die Wellen oft besonders hoch. Woran liegt das? Neu- oder Vollmond sehen wir immer dann, wenn Erde, Mond und Sonne auf einer Geraden zueinander stehen. Durch diese Stellung addieren sich die Anziehungskräfte und es entsteht eine höhere Tide: Die Springtide, auch Springflut genannt. Auch die Sonne hat also durch ihre Anziehungskraft Auswirkung auf die Gezeiten.



Wirkung durch Neumond auf Gezeiten

Gezeitenwirkung durch Neumond

Gezeiten auf der Welt

Die Gezeiten lassen sich auf allen Meeren der Welt beobachten. Allerdings sind die Höhenunterschiede der Gezeiten sehr verschieden. Sie hängen zum Beispiel davon ab, ob das Relief des Meeresbodens eher flach oder steil verläuft oder wie die Küste an den jeweiligen Orten beschaffen ist.

In der Ostsee, die ja eigentlich eher ein See als ein Meer ist und die durch die dänischen Inseln weitgehend von der Nordsee abgeschnitten ist, beträgt der Tidenhub etwa bei Kiel nur 30 Zentimeter, weiter östlich, also an der finnischen Küste gibt es ihn gar nicht. In der Bay of Fundy in Kanada kann man weltweit die größten Gezeiten beobachten: bis zu 21 Meter ist hier der Tidenhub.  Da in der deutschen Nordsee das Relief sehr flach ist, stehen hier bei Flut weite Gebiete unter Wasser. Bei Ebbe kann man lange Wattwanderungen machen und sogar vom Festland auf einige der Nordseeinseln laufen.